Der Bücherlotse oder stellvertretend für alle, die mich bislang durch die Literatur geführt haben

Bücherlotse-Klaus-Bittner

Die Stimme weckte gleich meine Aufmerksamkeit als im »Buchhändlergespräch« im Deutschlandfunk der Buchhändler Klaus Bittner drei Literaturempfehlungen gab. Schön, dass die Buchhandlung auch nach Hause kommt, dachte ich, während ich zuhörte. Im Radiotempo ging es Schlag auf Schlag weiter. Erst ein Krimi, das interessierte mich eigentlich nicht, glaubte ich, aber dann packte mich seine Begeisterung und ich notierte mir den Titel, auch wenn die Moderatorin (es musste ja weiter gehen auf den Radiowellen) abrupt zur zweiten Empfehlung, einem Erzählband von Isaak Babel, schwenkte. Bittner änderte die Tonlage und umriss in wenigen Worten diese Entdeckung. Eigentlich hätte ich mich sofort auf den Weg machen müssen, um gleich bei ihm – und nur bei ihm – das Werk zu kaufen, nicht ohne noch ein paar begleitende Worte des Buchhändlers zu hören, warum man seinen Nachmittag oder Abend sofort mit diesem Buch verbringen sollte.

Ich blieb jedoch am Esstisch sitzen und lauschte weiter.  Die Moderation kam zum Schluss, das merkte ich der Stimme sofort an, aber die letzten 75 Sekunden füllte Bittner mit einer letzten Empfehlung. Ich war gebannt. Dann zog ich mich an und ging zu seiner Buchhandlung.

Eine Stunde später betrat ich sie. Ein Meer von Büchern empfing mich und es roch nach ihnen. Es schien mir, als fände ich mich inmitten einer in Regale gestellten Briefmarkensammlung wieder, bunt, alle Formate, ein Gabentisch in der Vertikalen wie Horizontalen. Und mittendrin, gelassen, nur Bittner und seine Kollegen, die den Eindruck vermittelten, dem Eintretenden jederzeit sicher durch dieses Meer zu geleiten, auf das die Ätherwellen mich gelockt hatten. Ich tauchte ein und einmal hörte ich den Buchhändler einer Kundin eine einzelne Buchpassage zitieren, ja es schien, als kenne er sie auswendig.

Ach, welch ein Glück, hier auf hoher See nicht allein zu sein und ging zur Kasse meines Lotsen und erwarb drei Bücher, auf die ich selbst nicht gekommen wäre. Meine Reise konnte weitergehen.

Schreib einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

%d Bloggern gefällt das: