Programmplanung bei RWS Wie Fachliteratur entsteht und in welchen Formen sie heute angeboten wird

Teil 1  der Beitragsreihe „Was macht eigentlich ein (Fach)Verlag?“

Seit 1977 bietet der RWS Verlag juristische Fachinformationen an und hat sich von Beginn an auf die Bereiche des Insolvenzrechts, des Gesellschaftsrechts, des Kapitalmarktrechts und des Bankrechts spezialisiert. Angefangen hat alles mit der Idee, Fachseminare für Anwälte zu konzipieren. Schnell entwickelte sich darüber hinaus eine Nachfrage nach den für die Seminare konzipierten Begleitheften und die daraus entstandene RWS-Skriptenreihe war der Startschuss für die Verlagsgründung.

Themenfindung für Buchprojekte: Orientierung an den Bedürfnissen der Leser

Bis heute sind bei RWS das Buch-, das Seminar- und das Zeitschriftenprogramm eng miteinander verzahnt; alle drei Bereiche sind gleichstarke Säulen des Verlagsangebots, die sich gegenseitig befruchten: Von der hohen Aktualität der Seminare und der Beiträge in der wöchentlich erscheinenden ZIP – Zeitschrift für Wirtschaftsrecht gehen wichtige Impulse für das Buchprogramm aus. Aus dem Kreis der Referenten und Zeitschriftenautoren findet „Progammmacher“ RA Markus J. Sauerwald, der die Verlagsleitung innehat, mögliche Ansprechpartner für die vertiefte Darstellung eines aktuellen Themas als Buchprojekt. Und es funktioniert übrigens auch umgekehrt: Aus Buchautoren werden Referenten für Fachseminare.

Ebenso wichtig für die Themenfindung sind die großen Branchenveranstaltungen, etwa der Deutsche Insolvenzrechtrechtstag oder die NIVD-Jahrestagung. Hier dabeizusein ist für Programmleiter Sauerwald ebenso wie für die Verantwortlichen aus dem Seminarbereich quasi Pflicht. Es geht zum einen darum, fachliche Trends zu erkennen und mit den Adressaten des Verlagsangebots in Kontakt zu kommen. Gleichzeitig sind diese Veranstaltungen ideale Plattformen, um geeignete Autoren oder Referenten für gemeinsame Projekte zu gewinnen.

Aktuelle Entwicklungen zu beobachten und darauf zu reagieren gilt nicht nur für den fachlichen Bereich, sondern immer mehr für gesellschaftliche und technische Veränderungen. Die Programmplanung eines Fachverlags muss sich intensiv mit den momentanen, aber auch den künftigen technischen Möglichkeiten beschäftigen, etwa mit der Frage, ob „Künstliche Intelligenz“ Fachinformationen ersetzen kann. Die Antwort darauf kann sein,  Informationsangebote zu schaffen, die dort ansetzen, wo die maschinelle Intelligenz an ihre Grenzen stößt – etwa, wenn es um kreative Lösungsansätze geht. Das geht weit über das klassische Büchermachen eines Verlags hinaus. Die Handbücher, Kommentare und Leitfäden des RWS Verlags begleiten auch in Zukunft die rechtlichen Entwicklungen, allerdings ist das gedruckte Buch eben eine von unterschiedlichen Rezeptionsmöglicheiten neben Datenbanklösungen und E-Books – und dies wird sich in den nächsten Jahren noch weiter ausdifferenzieren.

Um dem sich verändernden Leseverhalten Rechnung zu tragen, werden – gerade für die Behandlung moderner Themen –  jüngere Autoren gezielt angesprochen. Denn ein Buchprogramm muss sich stets weiterentwickeln; es ist eine der wichtigsten Aufgaben der Programmplanung, neben den etablierten Namen neue Autoren aufzubauen und ihnen eine Veröffentlichungsplattform zu bieten.

Vom Manuskript zum Buch: Das Lektorat

Wie sehen nun die Arbeitsabläufe im RWS Verlag aus? Wenn ein Thema festgelegt wurde, geht nach Ablauf der Berabeitungszeit das Manuskript des Autors ein. Die Datei wird im Lektorat nach verlegerischen Standards geprüft. Dabei geht es zum einen um inhaltliche Fragen – ist das Thema logisch und vollständig behandelt? Werden wissenschaftliche Standards eingehalten? Sind die Fundstellen zutreffend und auffindbar? Und zum anderen um technische Anforderungen; der Text muss so vereinheitlicht werden, dass er in jeder Verabeitungsform nutzbar ist. Die Lektorinnen, die für RWS arbeiten, verfügen ebenso über juristische Expertise wie über technisches Fachwissen. Sie arbeiten eng mit den Autoren zusammen, Fragen werden geklärt, Korrekturen besprochen, schließlich erhalten die Autoren das lektorierte Werk, um etwaige Unklarheiten zu präzisieren oder um vereinzelte Passagen noch einmal zu überarbeiten – stilistisch wie auch inhaltlich.

Eine besondere Herausforderung für das Lektorat sind die großen Herausgeberwerke mit einem ganzen Autorenteam, das bis zu 50 Autorinnen und Autoren umfassen kann. Hier muss ein Hauptaugenmerk auf die Terminabstimmung gelegt werden, gleichzeitig muss gewährleistet sein, dass das Werk als Ganzes aktuell und ausgewogen ist; es darf keine thematischen Wertungswidersprüche enthalten.

Die enge Zusammenarbeit zwischen Lektorat und Autoren ist das Qualitätsmerkmal eines kleinen Verlags wie RWS, bei dem die Buchprojekte nicht nur durchlaufende Posten sind. Und nach der letzten Autorenkorrektur geht das Buch in den Satz.

Vom Manuskript zum Buch: Der Satzbetrieb

Wurden früher in einem Satzbetrieb die Druckvorlagen für die Druckerei erstellt, so hat sich diese Tätigkeit in den vergangenen zehn, fünfzehn Jahren komplett verändert. Die Daten, die der Verlag liefert, werden im Satzbetrieb medienneutral aufbereitet, d.h., sie können danach für alle Medienformen genutzt werden. Man kann damit ein Buch drucken. Oder ein E-Book erstellen. Oder sie in Datenbanken importieren. Man könnte mit ihnen auch intelligente Lautsprecher bestücken und es ist wohl nur eine Frage der Zeit, bis dies auch im juristischen Umfeld genutzt wird. Durch die medienneutrale Aufbereitung muss man die Daten nur einmal bearbeiten, ohne dass bei unterschiedlichen Darreichungsformen möglicherweise Informationen verloren gehen würden. Es handelt sich dabei um eine hochkomplexe Tätigkeit, die der RWS Verlag seit über zehn Jahren an einen spezialisierten Dienstleister ausgelagert hat und die im heutigen Verlagsgeschäft zu den Selbstverständlichkeiten der Branche gehört. Ohne einen medienneutralen Datenbestand ist ein Verlag nicht zukunftsfähig.

Vom Manuskript zum Buch: Der Druck und andere Datenverwendungen

Sind die Daten fertig aufbereitet, erstellt der Satzdienstleister eine elektronische Druckfahne, also eine Datei zur weiteren Verwendung der Daten. Diese Druckfahne erhalten die Autoren zur finalen Freigabe – an dieser Stelle im Herstellungsprozess ist die letzte Möglichkeit, um noch Änderungen oder kurzfristige Aktualisierungen einzuarbeiten.

Nach der Freigabe geht die elektronische Druckfahne an die Druckerei, in der das Werk hergestellt wird. Gleichzeitig gehen die Daten an die drei großen Datenbankanbieter juris, beck-online und Owlit, sofern das Werk im Zuge eines Kooperationsvertrags dort enthalten ist – was bei allen wichtigen Titeln aus dem Verlagsprogramm der Fall ist. Außerdem stellt der Satzdienstleister aus den vorhandenen Daten ein E-Book her. Juristische Fachliteratur als E-Books wird in der Praxis kaum nachgefragt, ist aber für die Ausstattung von Bibliotheken wichtig. Das Bibliotheksgeschäft wird durch unseren Vertriebspartner de Gruyter abgewickelt, ansonsten sind alle RWS-E-Books über die Plattform Ciando erhältlich, die jede Buchhandlung in die eigene Webshoplösung integrieren kann.

Es wird spannend, welche weiteren Verwendungszwecke der Daten in der Zukunft möglich sein werden. Durch das standardisierte, medienneutrale Datenformat ist der Verlag für künftige Anforderungen auf jeden Fall gut gewappnet.

Damit Fachinformationen verfügbar werden

Dies ist grob skizziert der Weg eines Manuskriptes zum Buch. Eine detaillierte Darstellung mit zahlreichen möglichen Besonderheiten oder Ausnahmen von der Routine würde den Rahmen hier sprengen. Doch wenn klar geworden ist, wie viele Arbeitsabläufe nötig sind und welche Personen eng miteinander abgestimmt daran arbeiten, damit Fachinformationen verfügbar werden – dann hat der Beitrag sein Ziel erreicht.

Hier geht es zu Teil 2 der Beitragsreihe „Was macht eigentlich ein (Fach)Verlag?“:
Das Seminargeschäft des RWS Verlags
– Fachseminare als wichtiges Standbein des Verlagsprogramms.

Hier geht es zu Teil 3 der Beitragsreihe „Was macht eigentlich ein (Fach)Verlag?“:
Das Rückgrat eines Fachverlags
– Fachzeitschriften bei RWS.

Alle Fotos: (c) Guido Schiefer

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